Musik und Tanz

 

Uiguren lieben Musik.

Was könnte das besser belegen als dieses Bild, das ich einmal in einem Buch gefunden habe. Das Buch habe ich nicht mehr und ich weiß nicht, wer das Foto aufgenommen hat, aber ich bitte „Unbekannt“ um die Erlaubnis, es hier zeigen zu dürfen, denn es hat mich damals so in seinen Bann gerissen, dass ich nicht weiterblättern konnte. Ich hörte die Männer singen und spürte, wie sie die ganze Kraft ihres Volkes, die Kraft eines ganzen Landes in ihre Musik legen. Nichts kann sich zwischen sie und ihre Heimat drängen. Sie sind für mich der ureigene Ausdruck ihrer Kultur. Einer alten und lebendigen Kultur.

 

Die uigurische Musik ist auch Thema diverser wissenschaftlicher Arbeiten, denn sie hat eine sehr alte Tradition und sehr spezielle Ausdrucksformen. 2005 nahm die UNESCO den uigurischen Muqam in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit auf.[1] Die Ursprünge der Musik, die man Muqam nennt, liegen weit zurück in der Vergangenheit und wurden später durch arabische und persische Einflüsse weiterentwickelt, die im kulturellen Austausch über die Seidenstraße ins heutige Xinjiang gekommen waren. Im 16. Jahrhundert sammelte Amanni Sahan, die Gemahlin (oder Konkubine) des Khans von Yarkent, Lieder und Musikstücke, die sie auf ihren Reisen durch die Dörfern hörte, und fasste sie zu den „Zwölf Muqam“ zusammen. Dies ist eine Kombination von Volksweisen, gesungenen Balladen, instrumentalen Stücken und Tänzen; die Liedtexte stammen zum Teil aus altem Volksgut, zum Teil sind es Gedichte klassischer Dichter. Insgesamt gehören dazu mehr als 360 Melodien, und wenn sie in ihrer ganzen Länge aufgeführt werden, dauert es mindestens zwanzig Stunden.

Aber auch im täglichen Leben der Uiguren spielt Musik eine wichtige Rolle. Bei jedem geselligen Zusammentreffen wird musiziert und gesungen, und wenn Musik erklingt, wird auch getanzt. Und wenn Uiguren tanzen, dann ist das einfach schön. Dann legen sie den Alltag ab wie ein unnützes Kleidungsstück. Dann ist da nur noch Leben, Leichtigkeit und irgendwo tief drinnen ein unverkennbarer Stolz auf das, was sie sind. Eine Armbewegung, ein Spielen der Finger oder Neigen des Kopfes, ein Blick, ein Schritt, anmutig und herausfordernd – alles ist voll natürlicher, kraftvoller Eleganz.

Eindrucksvoller als meine Worte es beschreiben können, ist dieser Werbefilm der kleinen Stadt Pichan in der Turpan-Oase: https://www.youtube.com/watch?v=4MHZCPuXGfA (ab Minute 3:48).

 

 

Siehe auch für weitere Informationen zu Muqam:

https://en.wikipedia.org/wiki/Muqam

Dolkun Kamberi: Uyghurs and Uyghur Identity, Radio Free Asia