Perhat Khaliq

 

Seit er 2014 in der Castingshow „The Voice of China” auftrat, ist Perhat Khaliq in China ein Star. Und er ist Uigure.

Mit sechs fing er an Gitarre zu spielen. Später studierte er Kunst am Xinjiang Art Institute und zog mit seiner Band Qetiq durch die Bars von Urumchi, bis ihn dort eines Tages Michael Dreyer, der Gründer des Morgenland-Festivals, hörte und nach Osnabrück einlud. Denn er hat etwas Besonderes, dieser junge Mann mit kurzgeschorenem Haar und einer Stimme, die zu Herzen geht. Das Besondere ist, dass er die Musik seines Volkes mit westlichem Rock und Pop verbindet und daraus eine großartige eigene Musik macht:
https://www.youtube.com/watch?v=qppxeJDIo40

Perhat singt auf Uigurisch. Die Chinesen verstehen es nicht, aber sie lieben ihn, weil seine Musik mitreißt und berührt. Er hat einen Stil gefunden, der das junge Publikum begeistert, und da spielt es keine Rolle, dass er einer ethnischen Minderheit angehört, über die man sonst nur negative Schlagzeilen liest. Da ist er einfach ein Sänger, der etwas exotisch anmutende Klänge in westlichem Rock- und Pop-Gewand auf die Bühne bringt.

Nicht allen Uiguren gefällt das. Sie sehen die Chinesen als Kolonialherren, die das uigurische Volk unterdrücken und sein Land ausbeuten, und klammern sich deshalb an ihre eigene, alte Kultur. Sie wollen sich abgrenzen, ihre traditionellen Werte erhalten und mögen es deshalb nicht, dass Perhat uigurische Volkslieder und Muqam-Musik verzerrt und in verfremdeter Form einem internationalen Publikum präsentiert.

Perhat aber will sich weder von Traditionalisten noch von den Erwartungen chinesischer Pop-Kultur oder anderer Trends einengen lassen, sondern so spielen, wie es ihm aus dem Herzen kommt. Er will nicht singender Botschafter seines Volkes sein, sondern ein Musiker, der die eigene Freude an der Musik auf sein Publikum überträgt.[1] Und dennoch ist da ein kaum zu überhörender Funke von Heimatliebe und Stolz auf seine Herkunft, denn die meisten seiner Lieder singt er in uigurischer Sprache und sagt damit: Ich gehöre zu euch. Ich bin Uiguren und Chinese.

Und warum auch sollte das nicht möglich sein? Perhat trägt etwas von seiner Kultur in die Welt, auch wenn seine Musik nicht mehr die traditionelle Musik der Uiguren ist. Er passt sich der Zeit an und daher können auch junge Han-Chinesen ihn akzeptieren und durch ihn das Uigurisch-Sein als etwas Positiveres sehen.

Seitdem ihn 2010 Michael Dreyer entdeckte und nach Deutschland einlud, hat Perhat Khaliq 2013 erstes Album „Rock from Taklamakan Desert“ veröffentlicht, 2014 „The Voice of China“ gewonnen und 2015 eine Tournee durch ganz China gemacht. Im gleichen Jahr erhielt er in den Niederlanden den Prinz-Claus-Preis, mit dem Personen geehrte werden, die sich in besonderer Weise in der zeitgenössischen Kultur hervorgetan haben. 2016 trat er mit seiner Band beim Singapore International Festival of Arts auf.